Was ist eine Panikstörung?

Bei der Panikstörung erleben die Betroffenen immer wiederkehrende Panikattacken. Eine Panikattacke ist - wie der Begriff "Attacke" es versucht zu beschreiben - eine plötzliche, sich rasant aufbauende Angstreaktion. Sie ist charakterisiert durch Herzrasen oder -klopfen, innere Unruhe, Zittern, Schwitzen, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Atemnot, Hyperventilation, Kribbel- oder Taubheitsgefühle in den Armen oder Beinen. Neben den physiologischen Symptomenen verpüren die Betroffenen oft Panik (als Extremform von Angst). Einen definitiven Auslöser dafür können sie aber selten benennen.

 

Es fallen weiterhin die Gedankengänge auf. Als Erklärungsidee für das, was Menschen bei einer Panikattacke erleben, entwickeln viele Gedanken wie "Das ist ein Herzinfarkt" oder "Ich brauche Hilfe". Daraufhin wird auch oftmals Hilfe geholt. Bei erstmaligen Erleben rufen viele den Notarzt. Im weiteren Verlauf tendieren viele dazu, sich beim Erleben einer Panikattacke an Angehörige und Freunde zu wenden oder sie erstellen sich eine Notfallbox bzw. Notfallkoffer und haben dann Beruhigungsmittel schnell zur Hand. Die Betroffenen neigen auch dazu, bestimmte Tätigkeiten zu vermeiden, die potenziell Attacken-auslösend sind, etwa sportliche Betätigung. Wer irgendwann in eine Therapie findet, erlernt dann oftmals Entspannungsverfahren, wie Atemübungen, die sie dann im Falle einer Panikattacke anwenden.

 

Alle diese Verhaltensweisen zielen darauf, den Kreislauf wieder zu beruhigen und den Körper runter zufahren, bzw. ihn gar nicht erst hochfahren zu lassen (z.B. bei Vermeidung von Sport). Auf diese Weise lernt unser Verstand: "Ich muss Panik verhindern und wenn ich sie erlebe, brauche ich schnelle Hilfe". Diese Verhaltensweisen stellen damit klassisches Sicherheitsverhalten dar. Sicherheitsverhalten funktioniert kurzfristig gut, hat aber langfristig den Nachteil, dass sich das Panikerleben im Laufe der Zeit immer weiter verfestigt und automatisiert. Mit der grundlegenden Problematik hat man sich nämlich so nicht auseinandergesetzt: den Gedankengängen.

Behandlungsmöglichkeiten

An erster Stelle der Behandlung steht eine ausgedehnte Psychoedukation, also Wissensvermittlung über das Erkrankungsbild. Betroffene lernen zunächst viel über Panikattacken, man schaut sich die Situation der ersten erlebten Panikattacke an und erstellt ein Erklärungsmodell, wieso die Betroffenen damals Panik erlebten.

 

Wesentlicher Bestandteil ist das Teufelskreismodell der Angst. Dieses Modell gibt eine Erklärung, wieso sich aus einer anfänglich Aufregung innerhalb weniger Augenblicke eine Panikattacke entwickelt. Er beginnt mit der Wahrnehmung einer Veränderung im Körperempfinden. Betroffene fühlen vielleicht irgendeine Missempfindung im Körper und nehmen diese wahr. Es folgt dann die Interpretation dieser Empfindung: Es könnte ein Anzeichen für irgendein Problem sein, auf das man achten sollte. Der Körper erkennt also eine Art von Bedrohung. Bei Bedrohung erleben Menschen (wie viele andere Lebewesen auch) Angst. Bei diesem Gefühl werden auch automatische Stressreaktionen ausgelöst: Hormone, wie etwa Adrenalin, werden ausgeschüttet und die Aufmerksamkeit richtet sich nach Innen auf den Körper. Dieser Vorgang aktiviert den Körper und provoziert weitere Missempfindungen. Ein Kreislauf setzt ein: Die Missempfindungen werden wiederum wahrgenommen, werden fehlinterpretiert als Bestätigung dafür, dass wirklich etwas mit einem selbst nicht stimmt, die Angst intensiviert sich und damit auch die Stressreaktion.

 

Wesentlicher Katalysator für den Teufelkreis ist die Fehlinterpretation, dass die erlebten Körpersymptome ein Anzeichen für eine Gefahr sein könnten. Das sind sie bei einer Panikattacke meistens nämlich nicht. Deshalb setzt die Behandlung dort an und versucht diese Gedankengänge zu verändern. Klassischer Weise führt man dafür die Exposition durch, d.h. die Konfrontation mit dem, was Angst macht. Im Fall der Panikattacke sind das die Körperempfinungen. Mittels Symptomprovokation versucht man nun, diese Symptome selbst herbei zu führen. Zum Beispiel würde man Herzklopfen herbeiführen durch sportliche Betätigung.

 

Im Anschluss sollen die Betroffenen das Symptom aushalten, bis es von selbst wieder nachlässt. Sie erfahren dadurch, das Herzklopfen kein Anzeichen für einen Herzinfarkt ist und somit keine Gefahr besteht. Es findet die sog. Habituation statt, die Gewöhnung des Körpers an das erlebte Körpersymptom. Auf diese Weise wird der Teufelskreis durchbrochen und Sicherheits- oder Vermeidungsverhalten kann abgebaut werden.

 

Bevor man damit startet, klären die Therapeutinnen und Therapeuten jedoch ab, ob die körperliche Belastung auch tatsächlich vertretbar ist und halten dafür Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Deshalb sollte man selbst eine Symptomprovokation wirklich nur dann machen, wenn ärztlicherseits bestätigt wurde, dass es ungefährlich ist. Im Falle von mögichen körperlichen Erkrankungen, wie vielleicht ein Herzleiden, oder bestimmte Medikamente, sollte eine Symptomprovokation nicht durchgeführt werden.