Was ist Verhaltenstherapie?

Als Kognitive Verhaltenstherapie (kurz: Verhaltenstherapie oder VT) wird ein spezielles Verfahren der Psychotherapie bezeichnet. Es zählt zu den vier Psychotherapieverfahren, die sozialrechtlich anerkannt sind. Das bedeutet, die Verhaltenstherapie ist neben der Psychoanalyse, der Tiefenpsychologie und der Systemischen Therapie eines der Verfahren, die von den Krankenkassen bezahlt werden.

 

Die Verhaltenstherapie ist ein wissenschaftlich sehr stark fundiertes Verfahren. Die Wirksamkeit und die Effektivität der Methoden, die hier angewendet werden, sind belegt und zwar in einem sehr breiten Umfang. Das gilt für viele andere Psychotherapieverfahren so nicht.

 

Wir gehen davon aus, dass jede Form einer psychischen Erkrankung durch Einflüsse vieler verschiedener Faktoren entstehen. In einem sogenannten Störungsmodell wird versucht, eine Idee zu entwickeln, weshalb ein Mensch psychisch krank geworden ist. Anhand dessen wird mit Hilfe der wissenschaftlich fundierten Therapiemethoden ein individueller Therapieplan erstellt. Für den Therapieplan ist es absolut wichtig, eine möglichst genaue Diagnose zu stellen, weil es Erkrankungsbilder gibt, die sich auf den ersten Blick ähnlich äußern, aber ein unterschiedliches therapeutisches Vorgehen erfordern.

 

Entgegen vieler Missverständnisse oder Vorurteile arbeitet die Verhaltenstherapie sehr wohl sehr intensiv mit Kindheits- und Jugenderfahrungen und wirft gerne Blicke in die Biografie. Das ist nämlich essentiell zum Verständnis, warum ein Mensch psychisch krank geworden ist und was den Genesungsprozess heute eventuell behindern und beeinträchtigen kann. Ebenso spielt auch das soziale System der Patienten eine wichtige Rolle in der Verhaltenstherapie. Anders als bei anderen Therapieverfahren richtet sich der Fokus aber immer wieder auf das Verändern alter Verhaltensmuster und das Eproben von neuen.

 

Ziel einer jeden Psychotherapie ist stets die Linderung von Leiden und die Erhaltung oder auch Erhöhung des Funktionsniveaus. Im Mittelpunkt der Verhaltenstherapie stehen dabei vor allem die persönlichen Ziele der Patientinnen und Patienten. Ob diese erreicht werden können oder nicht, wird zusammen mit der Therapeutin oder dem Therapeuten geklärt. Das bedeutet auch, dass die Verhaltenstherapie gewisse Grenzen hat. Es gibt Ziele, Wünsche, Ideen oder Erwartungen, die mit Hilfe einer Verhaltenstherapie nicht erreicht oder erfüllt werden können.

 

Kommen Therapeut und Patient überein, eine Verhaltenstherapie aufzunehmen, folgt sie einem sehr strukturierten Muster. In der Regel finden wöchentliche Termine statt, bei Einzeltherapie von bis zu 50 Minuten Dauer, bei Gruppentherapie bis zu 100 Minuten. Je nach Therapieplan kann die Sitzungsfrequenz auch variieren. Falls erforderlich, werden mit der Therapeutin oder dem Therapeuten zusammen bestimmte Situationen aufgesucht und ein Verhalten eingeübt oder Sitzungen finden als Doppelstunden statt.

 

Zentraler Bestandteil jeder Therapiesitzung sind Hausaufgaben, welche die Patienten in der Zeit zwischen den Sitzungsterminen anfertigen. Sie stellen auch die Basis des Therapieverlaufs dar und sollen dazu führen, die individuelle Problematik besser zu verstehen, sowie Neuerlerntes umzusetzen und zu verinnerlichen. Es lohnt sich zudem eine Mitschrift der Sitzungen anzufertigen, um wichtige Inhalte oder Ideen nicht zu vergessen. Viele Patienten legen Therapiemappen an, um auch nach längerer Zeit einen Blick in frühere Aufzeichnungen zu werfen.

 

Verhaltenstherapie bedeutet mehr als nur Gespräche zu führen und über Probleme zu sprechen. Um den psychischen Gesundheitszustand zu bessern, kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Damit diese verinnerlicht werden können, ist ein kontinuierliches Üben und Training nötig. Der Erfolg einer Verhaltenstherapie hängt daher auch vom Maß an Geduld, Veränderungsbereitschaft und Motivation der Patienten ab.

 

Für eine vertiefte Darstellung des Verfahrens empfehle ich den entsprechenden Wikipedia-Eintrag zu Verhaltenstherapie.