Was ist Traumatherapie?

Traumatherapie ist eine spezielle Form der Psychotherapie mit dem Fokus auf die Behandlung der Auswirkungen eines traumatischen Ereignisses. Grundsätzlich versteht man hierunter ein Ereignis, dass den betroffenen Menschen enorm erschüttert, in Todesangst versetzt und/oder erheblich belastet. Auch in sozialer Hinsicht diskutiert man den Traumabegriff zunehmend. Man kann erkennen, dass auch Menschen, die unter massiven Mobbing leiden, traumatische Erfahrungen machen. Auch Beobachter von solchen Ereignissen können unter einem Trauma leiden.

 

Die häufigste Diagnose nach einem Trauma ist die Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS oder in Englisch PTSD. Viele Betroffene entwickeln dabei intensive Nachhall-Erinnerungen. Sie haben dann das Gefühl, sie erleben die Situation des Traumas nocheinmal, obwohl es (schon lange) her ist. Man spricht dabei von Intrusionen oder Flashbacks. Sie werden ausgelöst durch Schlüsselreize, sog. Trigger. Damit einher geht das Gefühl der Betroffenen, aus dem "Hier-und-Jetzt" herausgerissen zu sein und wie in die Vergangenheit zurückversetzt zu werden. Dementsprechend reagieren sie häufig auch mit enormer Angst und Panik und/oder können auch wie paralysiert wirken. Typischer Weise geht damit auch eine grundsätzlich erhöhte Schreckhaftigkeit und Anspannung (sog. Hyper Arousal), ausgeprägte Ängste bzw. Vermeidung der traumatischen Situation, Schlafstörungen mit Alpträumen, Konzentrationsprobleme und vermindertes Denkvermögen einher. 

 

Diese und weitere Symptome lösen nach einem traumatischen Ereignis einen enormen Leidensdruck aus. Häufig ziehen sich betroffene Menschen aus Schutz (sozial) zurück. Sie wirken für Beobachter_Innen dann wie weggetreten oder nicht ansprechbar. Hierbei handelt es sich otfmals um sog. Dissoziationen. Sie sind häufig Begleiterscheinungen eines Traumas und können verschiedene Ausprägungen annehmen. Beispielsweise können Betroffene plötzlich nicht mehr ansprechbar sein. Oder sie machen aufeinmal Dinge, an die sie sich später nicht erinnern können.

 

Treten mehrere traumatische Ereignisse auf, wie es oftmals bei sexuellen Missbrauch der Fall ist, spricht man in der Fachwelt von einer komplexen Traumatisierung. Das heißt, ein Mensch muss sich mit mehreren traumatischen Ereignissen auseinandersetzen und diese bewältigen, was entsprechend eine noch größere Herausforderung darstellt.  Die Symptomatik ist oftmals manifester und ausgeprägter.

Therapie

Die Behandlung einer Posttraumatischen Belastungsstörung gliedert sich in drei Phasen:

1.) Die Stabilisierung

2.) die Traumakonfrontation und

3.) die Integration des Erlebten ins Leben.

 

Zunächst werden die Personen nach dem Erlebten gefestigt, indem sie psychisch aufgefangen werden, Ressourcen aktiviert und aufgebaut werden. Dazu werden Imaginationsübungen genutzt. Hierbei handelt es sich um Übungen, um mithilfe der eigenen Vorstellungskraft die Angst besser bewältigen zu können. Soweit möglich, wird das soziale Umfeld miteinbezogen oder - wie häufig bei sexuellen Missbrauch - geklärt, wie die Betroffenen zu bestimmten Personen Distanz gewinnen können. Außerdem werden Fertigkeiten, sog. Skills erlernt, um mit den Symptomen umgehen zu können.

 

In einem nächsten Schritt werden die betroffenen Personen dann mit dem Erlebten schrittweise konfrontiert, um das Geschehene langsam und kontrolliert zu verarbeiten. Hierbei lernt der Körper und die Seele, dass das Geschehene vorbei ist und man vor den Triggern keine Angst mehr haben muss. Am Ende dieser Phase sollten die Angst-Symptome weitestgehend abgebaut sein.

 

Es folgt dann die Phase, das Geschehene in das eigene Leben zu integrieren. Man lernt zu akzeptieren, dass etwas Furchtbares passiert ist, dass das eigene Leben deshalb aber nicht vorbei ist und man es trotzdem positiv gestalten kann. An die Stelle  von Scham- und Schuldgefühlen sollen neutrale Gefühle treten, sodass das Erlebte sich nicht weiter negativ auf die Betroffenen auswirken kann.

 

Das ganze Leben besteht dann wieder aus mehr, als nur das traumatische Erlebnis und der innere Fokus kann wieder in die Gegenwart und die Zukunft gerichtet werden.