Was ist eine Essstörung?

Eine Essstörung ist eine psychische Erkrankung, die durch gestörte Ess- oder Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme und Körpergewicht gekennzeichnet ist. Die Fachwelt  unterscheidet derzeit drei verschiedene Erkrankungsformen: Anorexie, Bulimie und Binge Eating.

 

Anorexia nervosa, allgemein als Anorexie oder Magersucht bekannt, ist eine psychische Erkrankung, die durch eine extreme Furcht vor Gewichtszunahme und einer gestörten Wahrnehmung des eigenen Körpers (sog. Körperschema-Störung) gekennzeichnet ist.

Betroffene halten an einem ungesund niedrigen Körpergewicht fest. Durch restriktive Ernährung oder exzessive körperliche Aktivität wird das Körpergewicht krankhaft niedrig gehalten, ohne dass die Betroffenen dies selbst erkennen.

 

Diagnosekriterien sind:

  •  Gewichtsverlust oder bei Kindern fehlende Gewichtszunahme, was zu einem Körpergewicht von 15% unter dem für das Alter und der Größe erwarteten Normalgewicht führt.
  • Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung dick machender Speisen.
  • Umfassende endokrine Störung der Hypothalamus-Hypophyse-Gonaden. Dies zeigt sich bei Frauen durch ausbleiben der Periode. Bei Männern durch Interesseverlust an Sexualität und Potenzverlust.

Wie behandelt man eine Anorexie?

Die verhaltenstherapeutische Behandlung von Anorexie beinhaltet, einen strukturierten Mahlzeitenplan zu erstellen, der regelmäßige und ausgewogene Mahlzeiten sowie Snacks enthält. Dieser Plan kann helfen, das Essverhalten zu normalisieren und die Nährstoffaufnahme zu verbessern.

Auch die Exposition gegenüber angstbehafteten Lebensmitteln kann ein Gegenstand der Psychotherapie sein.

Die Identifikation und Bearbeitung zu Grunde liegender Problembereiche, welche sich beispielhaft auf Selbstwertprobleme, Familien- oder Partnerschaftsprobleme beziehen können ist eine weitere mögliche Intervention.

 

Bulimia nervosa: Unter die zweite Essstörung, Bulimie, fallen Symptome wie regelmäßige Episoden von Essanfällen, bei denen große Mengen an Nahrung in kurzer Zeit konsumiert werden, oft mit einem Gefühl des Kontrollverlusts.

Erkrankte unternehmen anschließend Gegenmaßnahmen, um die Kalorienaufnahme zu kompensieren. Dies können sein: Erbrechen herbeiführen, Missbrauch von Abführmitteln oder zeitweilige Hungerperioden.

 

Wie behandelt man eine Bulimie?

Die verhaltenstherapeutische Behandlung umfasst im Wesentlichen vier Behandlungsmodule.

Beginnend wird bei der Normalisierung des Essverhaltens angesetzt. Die Normalisierung der Körperbildstörung ist ein weiterer Ansatzpunkt in der Behandlung. Eine weitere Intervention bearbeitet die dysfunktionale Stressreaktion, welche Essanfälle auslösen können.

Zuletzt wird an der Stabilisierung und Rückfallprophylaxe gearbeitet um eine andauernde Besserung zu sichern.

 

Binge-Eating-Disorder: Die dritte Essstörung ist Binge-Eating. Bei dieser Störung kommt es ebenfalls zu Episoden von Essanfällen mit einem Gefühl des Kontrollverlusts, jedoch ohne anschließende Gegenmaßnahmen, um die Kalorienaufnahme zu reduzieren oder zu kompensieren.

Betroffene können während eines Essanfalls große Mengen an Nahrung konsumieren, ohne danach zu erbrechen oder abzuführen.

Im Gegensatz zur Bulimie treten bei der Binge-Eating-Störung keine regelmäßigen Verhaltensweisen auf, um das Gewicht zu kontrollieren, was häufig zu einem Übergewicht der Betroffenen führt. Stattdessen erleben die Betroffenen hinterher erhebliche Schuld- und Reuegefühle.

 

Wie behandelt man Binge-Eating?

Bei Binge-Eating steht in der Psychotherapie im Vordergrund, das gestörte Essverhalten zu normalisieren.

Dafür werden Auslöser identifiziert, ein Ess-Tagebuch geführt, kognitive Umstrukturierung betrieben und die Emotionsregulation verbessert. Achtsamkeitsbasierte Techniken können dazu beitragen, das Bewusstsein für Hunger- und Sättigungsgefühle zu stärken und den Betroffenen zu helfen, bewusster und weniger impulsiv zu essen. Dies kann auch dazu beitragen, Stress zu reduzieren und eine positive Einstellung zum Essen zu fördern.