Was ist eine Agoraphobie?

Der Begriff "Agora" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Marktplatz". Agoraphobie bedeutet also so viel wie "Furcht vor dem Marktplatz". Gemeint ist damit eine grundsätzliche Angst vor öffentlichen Plätzen mit vielen Menschen. Damit verwandt sind andere Situationen, in denen ebenfalls viele Menschen auf engen Raum sind: im Supermarkt, Fußgängerzonen, Bahnhöfen, Zügen oder Bussen, Klassenräumen, Vorlesungssälen oder Großraumbüros. Wenn sich Betroffene in einer dieser Situationen befinden, entwickeln sie eine intensive Angst.

 

Die Angstreaktion kann so stark sein, dass sie zu einer Panikreaktion wird: Intensives, starkes Herzrasen oder -pochen, Atemnot mit Hyperventilation, Zittern, innerer Unruhe, Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Tunnelblick oder Kribbeln. Die Betroffenen neigen dann dazu, aus diesen Situationen schnell zu fliehen und in der Folge, sie möglichst ganz zu vermeiden.

 

Eine Agoraphobie entwickeln die Menschen meist auf Grundlage einer ohnehin schon hohen Stressbelastung. Wer unter Stress steht, hat ein erhöhtes Erregungsniveau, der Körper ist bereits schon aktiviert und setzt viel Energie frei. Verbunden mit den o.g. sozialen Situationen, wo sich viele Menschen aufhalten, können die Stressreaktionen überhand nehmen und sich intensivieren. Es kann zu einer zu hohen Erregung kommen und ein Symptom wie Herzrasen oder schnelle Atmung nach sich ziehen. Diese Empfindungen nehmen wir wahr, empfinden sie als unangenehm und wollen sie meist nicht erleben.

 

Unser Verstand versucht das, was gerade passiert, zu verstehen und stellt nun eine Verbindung her zwischen der Stressreaktion, bzw. den gerade erlebten Symptomen und der Situation, in der er sich gerade befindet. Die logische Schlussfolgerung ist also: "Wenn ich in einer solchen Situation solche Empfindungen habe, dann ist diese Situation gefährlich für mich, ich muss sie vermeiden." Die Betroffenen entwickeln so eine Angst vor der Situation, der Verstand versucht auf diese Weise, die Betroffenen vor den erlebten Empfindungen zu schützen. Dieser Vorgang macht auch folgendes deutlich: Die Betroffenen haben meist nicht konkret Angst vor einem Platz oder einem Bus, sondern sie haben Angst vor der Angst, die sie in dieser Situation erleben.

Behandlungsmöglichkeiten

Wesentlicher Bestandteil der Behandlung ist das Entwickeln eines Verständnisses davon, was mit einem in solchen Situationen passiert und wie unser Verstand und unser Körper funktioniert. Dafür arbeitet man in den Therapiesitzungen häufig mit den sogenannten Angstkurven. Die Angstkurven machen das Erleben der Angst greifbarer und verständlicher. Man stellt dar, wie die Angst in der Situation rasant ansteigt und dann durch die Vermeidung der Situation wieder schnell abfällt. Dieser Prozess verstärkt das Angstempfinden und muss durchbrochen werden. Dies schafft man mit einer Habituation - d.h. mit einer Gewöhnung an die Situation.

 

Die Habituation erreichen wir durch Exposition, also dem Aussetzen an der angstauslösenden Situation, bei der wir die Angst aushalten und beobachten, wie sie sich im Verlauf verändert und abschwächt. Die Angst hält nämlich - wider Erwarten der Betroffenen - nicht ewig an und wird auch nicht unendlich stärker. Die Körperreaktion nimmt mit der Zeit von alleine wieder ab, u.a. weil der Körper gar nicht so viele Ressourcen hat, um die intensive Angstreaktion über einen langen Zeitraum aufrecht zu erhalten. Unterstützt wird dies durch das Erlernen von aktiver Entspannung, z.b. durch Muskelentspannung nach Jacobsen oder Atemübungen. Diese soll man in den angstauslösenden Situationen dann anwenden.

 

Bei der Konfrontation mit der Angst gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Man stellt eine Hierarchie auf mit allen angstauslösenden Situationen und schätzt ein, welche davon die schlimmste und welche noch am erträglichsten ist. Dann geht man sie entweder schrittweise durch oder man startet gleich mit der schlimmsten Situation. Außerdem unterscheidet man noch zwischen realen Aufsuchen und der reinen Vorstellung der Situationen. Die Wahl der Vorgehensweise hängt davon ab, wie umsetzbar die Konfrontationstherapie ist und welches Vorgehen den meisten Erfolg verspricht.

 

Bevor damit begonnen wird, klären Therapeutinnen und Therapeuten aber mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt ab, ob diese Belastung für die Betroffenen auch tatsächlich vertretbar ist. Deshalb sollte man, wenn man die Konfrontation alleine durchführt, zuvor mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen.